Christian Craig: „Ich fühlte mich benutzt und missbraucht“
Christian Craig kann wieder lachen und genießt das Abenteuer WSX. / Foto: SX Global
Nach Monaten voller Ungewissheit meldet sich Christian Craig zurück – beim Auftakt der FIM World Supercross Championship (WSX) in Buenos Aires ist der Kalifornier wieder dort, wo er sich am wohlsten fühlt: auf dem Motorrad, mit einem klaren Ziel vor Augen. Der 33-Jährige startet für das QUAD LOCK HONDA Team, und obwohl die WSX für ihn Neuland ist, wirkt Craig befreit wie lange nicht mehr.
„Ich bin pumped“, sagt er mit einem Lächeln im Gespräch mit Lewis Phillips. „Ich habe ein großartiges Team, tolle Leute um mich herum, das Bike passt perfekt – und ich darf zeigen, was ich draufhabe.“
Ein Neustart auf vertrautem Boden
Sein Wechsel auf Honda fühlt sich für Christian Craig wie eine Rückkehr zu alten Wurzeln an. „Ich habe einen Teil meiner Karriere auf Hondas verbracht. Als ich wieder auf ein rotes Motorrad gestiegen bin, war sofort dieses Gefühl da – vertraut, ruhig, sicher. Vielleicht liegt’s wirklich am roten Fender“, scherzt er.
Doch hinter dieser Leichtigkeit steckt auch ein tieferer Beweggrund. In ungewohnter Offenheit spricht Craig über die schwierigen Monate davor: „Ich will niemandem die Schuld geben, aber ich habe mich in meinem alten Team (Star Racing Yamaha, Anm. d. Red.) ausgenutzt und missbraucht gefühlt. Ich war einfach nur müde – mental und emotional. Jetzt habe ich das Gefühl, wieder gewollt zu sein. Dieses Team glaubt an mich und gibt mir die Chance, mich zu beweisen.“
Motivation durch Vertrauen
Besonders die Zusammenarbeit mit Teamchef Yarrive Konsky und Ex-Profi Martin Davalos scheint Craig neuen Antrieb zu geben. „Yuri weiß genau, wo ich in meiner Karriere stehe. Ich glaube, dass ich immer noch gewinnen kann – aber er fordert nicht das Unmögliche. Wir setzen kleine Ziele, Schritt für Schritt. Diese Einstellung hat mir die Freude am Fahren zurückgebracht.“
Craig beschreibt die letzten Wochen als die vielleicht wichtigsten seiner jüngeren Karriere: „Ich hatte sechs richtig gute Wochen auf dem Bike. Ich fühle mich stark, fokussiert und glücklich. Es macht einfach wieder Spaß – so wie früher, als ich angefangen habe, Dirtbikes zu fahren.“
Neues Kapitel, alte Ziele
Trotz aller Lockerheit hat der 250SX-Sieger von 2022 seine Ambitionen nicht verloren. „Ich will zeigen, dass ich immer noch mithalten kann. Ich weiß, dass WSX nicht AMA Supercross ist, aber hier fahren ein paar richtig schnelle Jungs. Ich nehme das ernst – und ich will da vorne mitmischen.“
Craig spricht ruhig, reflektiert – aber zwischen den Zeilen ist der Kampfgeist zu spüren. Der Mann, der nach seiner schweren Verletzung im Frühjahr schon abgeschrieben schien, ist zurück – mit neuer Energie und einem klaren Kopf.
„Es geht wieder um das, was zählt“
Die letzten Jahre waren für Craig ein Auf und Ab: Verletzungen, Teamwechsel, Zweifel. Doch jetzt scheint er mit sich im Reinen zu sein. „Ich setze mich nicht mehr so unter Druck wie früher. Ich weiß, dass alles passieren kann – das ist Racing. Ich will einfach in eine gute Position kommen und mein Ding durchziehen. Der Rest ergibt sich.“
„Ich bin einfach dankbar, hier zu sein. Ein gutes Team, ein gutes Bike, gute Leute – mehr braucht’s nicht. Der Rest liegt bei mir.“
