Vlaanderen kritisiert fehlende Transparenz – Smets widerspricht Gerüchten

Calvin Vlaanderen beim MXoN 2025 in niederländischen Nationalfarben.

Calvin Vlaanderen beim MXoN 2025 in niederländischen Nationalfarben. / Foto: Ralph Marzahn

Nach der Aufregung um die niederländische Auswahl für das Motocross of Nations (MXoN) melden sich nun auch Joel Smets und Calvin Vlaanderen zu Wort. Während Smets Gerüchte um KTM entschieden zurückweist, spricht Vlaanderen offen über den emotionalen Druck der letzten Wochen.

Zwischen Gerüchten und Klarstellungen

Die Diskussion um die Nichtnominierung von Jeffrey Herlings für das diesjährige Motocross of Nations sorgt weiterhin für Gesprächsstoff. Nach Herlings’ überraschender Absage wurde Calvin Vlaanderen in das Team Netherlands berufen. Er musste dafür in den sozialen Medien heftige Kritik einstecken.

Viele Fans vermuteten, KTM habe dem fünffachen Weltmeister keine Maschine zur Verfügung gestellt. Doch Joel Smets, Ex-Weltmeister und enger KTM-Berater, widerspricht nun entschieden. „Ich höre immer noch das Gerücht, dass KTM für das MXoN kein Motorrad für Jeffrey zur Verfügung stellen wollte. Das möchte ich hiermit ausdrücklich widerlegen! Wir waren nämlich zu 100 Prozent vorbereitet, falls Jeffrey nominiert worden wäre. (…) Das Motorrad war also ganz sicher nicht das Problem!“

Damit räumt Smets die wohl hartnäckigste Spekulation aus dem Weg. Laut ihm war KTM bereit und vollständig vorbereitet – das Material sei nie ein Hindernis gewesen.

Kritik an der KNMV: „Eine Seifenoper und ein Nebelvorhang“

Während Smets die technische Seite klarstellt, richtet er deutliche Kritik an den niederländischen Verband KNMV. Die Art und Weise, wie Auswahl und Kommunikation rund um das MXoN abliefen, hätten ihn überrascht. „Dass die KNMV um ihre Entscheidungen eine regelrechte Seifenoper aufgebaut und einen Nebelvorhang gezogen hat, hat mich mehr überrascht als die Auswahl selbst! Das widerspricht völlig ihrem eigenen Anspruch von seriöser Führung und Transparenz. Es zeugt von sehr wenig Respekt gegenüber den Partnern, mit denen sie zusammenarbeitet.“

Smets zeigt sich vor allem irritiert über das „mysteriöse Verhalten“ rund um Herlings’ Situation. „Wenn Jeffrey Herlings aus welchem Grund auch immer nicht nominiert werden möchte – sei es, weil er nicht fit ist, finanzielle Konsequenzen fürchtet, Angst vor der Konkurrenz hat oder, keine Ahnung, der Hund krank ist wie bei Lewis Hamilton – dann ist das sein gutes Recht! Diese Entscheidung sollte man respektieren und klar kommunizieren. Ende der Geschichte!“

Der Fall Vialle

Zum Vergleich verweist Smets auf Frankreich, wo Tom Vialle ebenfalls freiwillig auf eine Teilnahme verzichtete. „Tom Vialle, als vierfacher Champion eigentlich erste Wahl für Frankreich, wollte auch nicht teilnehmen. Aber bei den Franzosen gab es kein Theater. Bei Team Niederlande hingegen waren die Szenen stellenweise wirklich rührend.“

Auch der niederländische Coach wird von Smets nicht verschont. Er beschreibt ihn als engagiert, aber sichtlich unwohl mit der Situation. „Als uns der Teamchef während des GP von Schweden über die Entscheidung informierte, fühlte er sich so wohl wie ein Eisbär in der Wüste. Er hat sich redlich bemüht, die Auswahl mit einstudierten Erklärungen zu rechtfertigen – aber Schauspielern oder Lügen sind nicht seine größten Talente, und er glaubte offensichtlich selbst nicht, was er sagte. Armer Barry, wir hatten wirklich Mitleid mit ihm!“

Laut Smets habe die KNMV sogar eine interne Schweigepflicht über die Teamaufstellung verhängt. „Es scheint, als würde man in den KNMV-Büros regelmäßig gute Mafiafilme schauen – denn tatsächlich wurde eine Schweigepflicht über das Team verhängt. Dadurch hat Calvin leider nicht die Anerkennung bekommen, die er verdient hätte.“

Vlaanderen: „Ich habe nicht ein einziges Mal eine Nachricht bekommen, in der jemand gesagt hat: Danke“

Während Smets das Management kritisiert, schildert Calvin Vlaanderen seine Sicht als Fahrer – und spricht offen über den Druck, der nach seiner Nominierung auf ihm lastete.

„Ich habe nicht ein einziges Mal eine Nachricht bekommen, in der jemand gesagt hat: Danke, dass du für dein Land antrittst“, sagt der 29-Jährige. Stattdessen sei er in sozialen Medien mit Anfeindungen konfrontiert worden.

Vlaanderen betont, dass die Entscheidung zur Aufstellung nicht bei ihm lag. Er sei vom Verband nominiert worden, nachdem Herlings seine Teilnahme abgesagt habe. „Ich finde, man hätte einfach die Wahrheit sagen sollen. Dann wäre dieses ganze Drama gar nicht entstanden“, so der Yamaha-Pilot.

„Calvin bekam nicht die Anerkennung, die er verdiente“

Auch Smets springt Vlaanderen öffentlich bei: „Dadurch hat Calvin leider nicht die Credits bekommen, die er verdient hätte.“

Der Belgier glaubt, dass der Verband inzwischen erkannt habe, Fehler gemacht zu haben. „Ich vermute, dass die KNMV mittlerweile wohl einsieht, dass man das besser hätte lösen können. Aber hey – wer macht keine Fehler? Um hohe Gipfel zu erreichen, muss man eben manchmal durch tiefe Täler gehen. Es wird schon wieder!“

Zwischen Loyalität und Lehren

Calvin Vlaanderen zeigte trotz der Umstände eine starke sportliche Haltung. „Wir kommen hierher, um für unser Land zu kämpfen – das sollte im Mittelpunkt stehen“, sagte er.

Die Episode zeigt, wie dünn die Linie im Profisport zwischen Loyalität, Missverständnissen und öffentlicher Wahrnehmung sein kann. Während Herlings’ Abwesenheit weiter Fragen aufwirft, haben sowohl Vlaanderen als auch Smets eines klargemacht. Die Verantwortung liegt nicht bei den Fahrern – sondern bei der Kommunikation drumherum.

Mit Smets’ klarer Stellungnahme ist bestätigt: Die KTM-Gerüchte waren unbegründet. Doch das Kommunikationschaos rund um das niederländische MXoN-Team hat Spuren hinterlassen. Für Calvin Vlaanderen bleibt der Auftritt dennoch eine Frage der Ehre – und für die KNMV eine Lektion in Transparenz.