Blaue Flagge – Herlings und Co liegen falsch!

Die blaue Flagge wird ausschließlich von geschulten Marshals verwendet.

Die blaue Flagge wird ausschließlich von geschulten Marshals verwendet. / Foto: Infront

In den letzten Grand Prix von Lommel und Uddevalla ging es ordentlich zur Sache. Doch nicht nur die üblichen Rivalitäten sorgten für Spannung, sondern auch die überrundeten Fahrer spielten eine unerwartete Hauptrolle. Situationen, bei denen führende MX-Piloten fast über die eigenen Lenker zu Boden gingen, weil ein langsamerer Fahrer plötzlich im Weg stand, waren keine Seltenheit.

Der Fall Scheu und Herlings

In Lommel fuhr Mark Scheu vor das Vorderrad des heranstürmenden Jeffrey Herlings und brachte ihn zu Fall. Hand aufs Herz: Das Rennen in Lommel war spektakulär, und Herlings‘ Aufholjagd machte es zum Krimi des Jahres. Doch eines ist klar: Überrundete Fahrer haben in der Entscheidung um den Sieg kein Mitspracherecht. Ob Mark Scheu allerdings mit seinem Seitenwechsel richtig gehandelt hat, erfahrt ihr im übernächsten Abschnitt.

Kay De Wolf und die Rettung

Eine weitere brisante Szene ereignete sich in Uddevalla und sorgte in den sozialen Netzwerken für Aufsehen: MX2-Leader Kay De Wolf überrundete Arvid Lüning, und beide trafen sich in der Luft. Ohne Plan B ließ De Wolf den Lenker mit der linken Hand los und stieß sich am Oberschenkel des anderen Fahrers ab. Glücklicherweise landeten beide sicher und es kam nicht zum Crash.

In beiden Fällen dürften die zu überrundenden Piloten per blauer Flagge auf die bevorstehende Überrundung informiert gewesen sein.

Die Regeln der Official Signals

In regelmäßigen Abständen – meistens Sonntag zu Sonntag – häufen sich daher die Beschwerden der Topfahrer über die überrundeten Fahrer. Inhalt ist zu 99%, dass die langsameren Fahrer nicht die Spur verlassen, teilweise auf der Ideallinie bleiben und so im Weg sind.

„Die überrundeten Fahrer sind natürlich in einem eigenen Kampf, aber wir sind in einem Kampf um das Podium und den Sieg“, äußerte sich Jeffrey Herlings nach dem Grand Prix in Deutschland zum Thema blaue Flagge.

Falsches und nerviges Verhalten, könnte man meinen, aber die Sachlage ist tatsächlich völlig anders, wie es die Elite darstellt oder gerne hätte. Im Reglement der FIM unter Punkt 4.26 Offical Signals (also bspw. Flaggen), steht im Unterpunkt der „geschwenkten blauen Flagge“, dass der Fahrer kurz vor einer Überrundung steht und unbedingt seine Linie halten soll.

Befindet sich der Fahrer also auf der Ideallinie, dann bleibt er auf ihr und kreuzt nicht. Wie uns ein Mitglied der FIM mitteilte sind die überrundeten Fahrer allerdings angehalten, keine Gegenwehr zu leisten, da per blauer Flagge auf die Überrundung hingewiesen wird und es sich nicht um einen direkten Konkurrenten handelt der per Motorengeräusch oder lautem Geschrei auf sich aufmerksam macht.

Wir machen die Regeln genauso wenig wie die Fahrer selbst, allerdings könnte man sich eine Verbesserung erhoffen, wenn die Regel erweitert werden würde. Logisch wäre eine Erweiterung um sowas wie „Überrundete Fahrer müssen die verzögerungsfreie Durchfahrt der Führenden gewährleisten“.

Sicher kann man die Fahrer verstehen, die um die Sieg kämpfen und die wenigsten Fans interessieren sich für den Kampf um Platz 25. Ohne Platz 25 schlecht zu reden – die Jungs und Mädels sind dort immer noch deutlich schneller als wir und du. Problematisch wird es aber wie schon vorhin beschrieben, wenn der Überrundete über Sieg und Niederlage entscheidet.