Ben Townley: Familie, Motocross & die ADAC MX Masters

Ben Townley mit Sohn Jaggar beim ADAC MX Masters Bielstein 2025.

Ben Townley mit Sohn Jaggar beim ADAC MX Masters Bielstein 2025.

Beim ADAC Junior Cup 85 in Bielstein war Familie Townley am vergangenen Wochenende ein echter Hingucker: Während Nachwuchstalent Jagger am Startgatter stand, unterstützte sein älterer Bruder Levi ihn leidenschaftlich vom Streckenrand. Für Levi, der derzeit verletzungsbedingt pausiert, war es eine willkommene Abwechslung, denn ursprünglich hätte er beim EMX125-Rennen in Finnland starten sollen.

Wir haben mit Vater Ben Townley gesprochen – Motocross-Weltmeister, Coach und Vater von drei Kindern. Im Interview erzählt er offen und sympathisch, wie die Familie das Event in Bielstein erlebt hat, warum der ADAC MX Masters eine besondere Rolle in Jaggers Entwicklung spielen könnte, wie er sportlichen Ehrgeiz und Familienleben in Balance hält – und warum es manchmal wichtig ist, dass das Leben nicht nur aus Motorrädern besteht. Ein Einblick, der zeigt: Hinter sportlichem Erfolg stehen oft Werte, Zusammenhalt, ganz viel Herz und vor allen Dingen die Familie.

Ben, letztes Wochenende warst du an Jaggers Seite beim ADAC Junior Cup 85 in Bielstein. Auch Levi war auch dort, um seinen Bruder zu unterstützen. Wie war es für euch als Familie, gemeinsam dort zu sein – und wie hast du das Event insgesamt erlebt?

Wir hatten eine tolle Zeit in Bilstein und fanden, dass es ein wirklich gelungenes Event war. Die Atmosphäre, die Wettbewerbe – einfach alles war klasse. Besonders das Niveau in der 85er-Klasse war beeindruckend hoch. Insgesamt hatten wir als Familie eine großartige Zeit.

    Du hast gesagt, dass du von der Organisation der ADAC MX Masters wirklich beeindruckt warst. Was ist dir besonders positiv aufgefallen oder hat den größten Eindruck hinterlassen?

    war ein sehr gut organisiertes Event. Für die jungen Kids, die sechs hochwertige Sessions absolvieren konnten, war es ein großartiges Wochenende. Natürlich macht der starke Wettbewerb das Ganze noch spannender, kann aber auch mal etwas enttäuschend sein, vor allem, wenn man seine eigenen Kinder dabei hat. Insgesamt hat mich das Event wirklich positiv beeindruckt.

    Überlegt ihr ernsthaft, dass Jagger nächste Saison die komplette ADAC MX Masters-Serie fährt? Was wären aus deiner Sicht die Hauptgründe, die dafür sprechen?

    Ja, wir überlegen, Jagger die komplette Serie in der 85er-Klasse fahren zu lassen – und auch Josh Coppins plant diesen Schritt für seinen Sohn Nixon. Hauptsächlich kam der Gedanke, weil ich Lucas (Leok), Harry (Dale) und andere Jungs beobachte, wie sie schon seit ein paar Jahren in dieser Serie fahren.

    Als wir dann an diesem Wochenende gesehen haben, wie stark das Niveau ist, waren wir echt beeindruckt. Der Konkurrenzkampf war von Platz 3 bis Platz 15 richtig heftig. Ich war wirklich begeistert von dieser Leistungsdichte – und genau solche Wettbewerbe sind es, die einen als Fahrer antreiben, besser zu werden.

    Aus deiner Perspektive als ehemaliger Profi: Was ist für junge Fahrer wie Jagger im Moment wichtiger – sich technisch auf dem Motorrad weiterzuentwickeln oder Renntaktik und mentale Stärke zu lernen?

    Nun, für einen Fahrer in Jaggers Alter steht die technische Entwicklung auf dem Motorrad wahrscheinlich an erster Stelle. Danach kommen Rennintelligenz, mentale Disziplin und generell die Erfahrung mit unterschiedlichen Situationen, die in einem Rennen auftreten können – egal ob auf Sand, Hartboden, Matsch oder was auch immer.

    All diese Erfahrungen schon in diesem Alter sammeln zu können, ist eine unglaubliche Chance für die jungen Fahrer. Das, was sie daraus mitnehmen, können sie später nutzen, vor allem, wenn sie weiter Rennen fahren – besonders auf Profiniveau.

    Aus meiner Sicht ist das Niveau in Europa derzeit in der 85er-Kategorie extrem hoch. Ich bin wirklich beeindruckt davon.

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    Jaggar Townley auf seiner Yamaha YZ85 auf dem Bielsteiner Waldkurs

    Wie erlebst du es als Vater, beide Jungs auf ihrem Weg zu begleiten? Gibt es Momente, in denen sie sich gegenseitig pushen oder voneinander lernen – nicht nur auf dem Motorrad, sondern auch als Brüder?

    Im Moment ist es nicht so, dass sie sich gegenseitig stark pushen. Natürlich ist Jagger zwei Jahre jünger, sodass er manchmal eher mitgezogen wird. Aber sie unterstützen sich wirklich sehr, was echt schön ist – einfach als Brüder.

    Das haben wir am Wochenende in Bilstein gesehen, als Levi Jagger viel unterstützt hat. Ich bin sicher, dass sich das mit der Zeit ändern wird, wenn sie älter werden und der Altersunterschied weniger ins Gewicht fällt. Dann werden sie zu richtigen Konkurrenten, was ihnen sicher helfen wird, bessere Fahrer und bessere Racer zu werden. Und ohne Zweifel wird das auch eine großartige Zeit in ihrem Leben sein – einfach als Brüder. Das wird richtig cool für sie.

    Als Vater, Coach und ehemaliger Weltmeister: Wie schaffst du es, sportlichen Ehrgeiz mit einem starken Familienzusammenhalt in Balance zu halten?

    Ja, den sportlichen Ehrgeiz und das Familienleben unter einen Hut zu bringen, ist eine Herausforderung – aber es gehört einfach zu unserem Weg dazu. Wir leben jetzt seit fast sechs Monaten hier in Europa, und ehrlich gesagt: So intensiv war Motocross für mich seit meinem Rücktritt vor acht Jahren nicht mehr.

    Die Jungs sind die meiste Zeit in Neuseeland Rennen gefahren, Levi hat auch ein bisschen in Australien und letztes Jahr in Europa teilgenommen, aber insgesamt war das Niveau bisher eher überschaubar. Erst in den letzten 12 bis 15 Monaten ist es deutlich ernster geworden, vor allem, weil Levi bei den Junioren-Weltmeisterschaften so erfolgreich war.

    Insgesamt haben wir ein tolles Gleichgewicht im Leben, auch wenn es im Moment natürlich ganz anders aussieht. Aber was unser Familienleben in Neuseeland angeht, passt es wirklich gut. Die Jungs haben außerdem eine Schwester, die elf Jahre alt ist, und wir versuchen, auch abseits des Sports viele Dinge zu unternehmen, die ihr Spaß machen – einfach, um für unsere ganze Familie eine gute Balance zu halten.

    Wie organisiert ihr euch als Familie an Rennwochenenden? Wer übernimmt welche Aufgaben, und wie funktioniert euer Teamwork hinter den Kulissen?

    Was die Aufgabenverteilung in unserer Familie angeht, kümmere ich mich um die Motorräder. Gerade wenn beide Jungs gleichzeitig trainieren und Rennen fahren, ist das ziemlich zeitaufwendig. Also mache ich all diese Sachen. Lucy hingegen übernimmt so gut wie alles andere – und das ist ein riesiger Part.

    Ich begleite die Jungs zum Fahren, trainiere sie und stehe ihnen als Mentor zur Seite. Aber hinter den Kulissen gibt es noch jede Menge Arbeit: an den Bikes schrauben, organisieren, was wir alles brauchen, und so weiter. Lucy hält unsere Familie zusammen. Sie ist das Rückgrat von allem und sorgt dafür, dass der Rest funktioniert: von der Rennanmeldung über Essen, Unterkunft und Reiseplanung bis hin zur Schule, den Terminen beim Physiotherapeuten – die Liste ist endlos. Und natürlich ist sie auch einfach Mama.

    Wenn du andere Rennfamilien beobachtest – was glaubst du, ist der Schlüssel, damit Kinder langfristig Freude am Motocross behalten und nicht zu früh ausbrennen?

    Oh, auf jeden Fall, zu 100 % – ich denke, ein ganz wichtiger Punkt ist es, zu vermeiden, dass Kinder ausbrennen. Wenn ich mich manchmal im Motocross umsehe und sehe, wie sich manche Eltern verhalten, denke ich mir: Das ist einfach ein Rezept fürs völlige Ausbrennen.

    Manchmal frage ich mich, wie es wäre, wenn man diese Eltern filmen und ihnen das Video ein paar Jahre später zeigen würde – was sie dann wohl über sich selbst denken würden.

    Am Ende des Tages gilt: Wenn Kinder Rennen fahren, sollten es ihre Träume, ihre Wünsche und ihre Motivation sein – nicht die der Eltern. Manchmal müssten Eltern viel stärker in den Spiegel schauen, als ihnen selbst bewusst ist.

    Welche Werte möchtest du deinen Kindern durch den Sport mitgeben – jenseits von Titeln und Ergebnissen?

    Für mich steht an erster Stelle, dass sie einfach gute Menschen sind – das ist das Wichtigste im Leben. Dann kommen Werte wie Respekt und Loyalität. Und auch, dass sie zu schätzen wissen, was wir im Leben haben.

    Die Chancen, die die Kinder bekommen – auf den Bikes zu sitzen, Rennen zu fahren und all das, was dazugehört – das ist einfach unglaublich. Wenn ich mir anschaue, was wir schon alles gemacht haben, von unseren Reisen durch Neuseeland über Australien bis jetzt nach Europa, dann ist das wirklich etwas Besonderes.

    Ich denke, das sind die wirklich wichtigen Dinge im Leben – noch bevor irgendein Ergebnis oder Erfolg eine Rolle spielt. Daran gibt es für mich keinen Zweifel: Das ist viel bedeutender.

    Und zuletzt: Gibt es bei euch auch mal ein „Heute kein Motocross“-Wochenende, oder gehört Racing einfach immer zum Familienleben dazu?

    Ja, wir haben viele Wochenenden ohne Motocross. Unser Leben in Neuseeland ist ganz anders als das, was wir gerade hier machen – wirklich komplett anders.

    Wir verbringen viel Zeit am See, unsere Familie liebt Wasserskifahren. Meine Tochter ist quasi ein Fisch an Land – sie liebt einfach das Wasser. Wir fahren oft ans Meer, das nur 20 Minuten von uns entfernt ist, und die Kinder können dort surfen, schnorcheln und viele andere Dinge machen. Außerdem haben wir einen See nur 40 Minuten von unserem Zuhause entfernt, wo die Kinder viele Wassersportarten ausprobieren können, was sie absolut begeistert.

    Sie mögen auch Mountainbiken sehr. Ich würde sagen, wir sind generell eine ziemlich aktive Familie. Wochenenden, an denen wir nur rumsitzen und Karten spielen, gibt es bei uns kaum – höchstens mal, wenn es regnet.

    Ansonsten verbringen wir bewusst viel Zeit als Familie, ohne dass sich alles nur ums Motocross dreht. Das ist uns wichtig, denn das Leben besteht eben nicht nur aus Motorrädern.