Bajaj erhält grünes Licht für Übernahme von PIERER Mobility
Bajaj übernimmt die KTM Mutter, Pierer Mobility. / Foto: Simon Cudby
Jetzt ist es offiziell: Die Bajaj Auto International Holdings B.V., eine Tochter des indischen Motorradriesen Bajaj Auto, darf die Kontrolle über die PIERER Mobility AG übernehmen – also über den Konzern, zu dem Marken wie KTM, Husqvarna Motorcycles und GASGAS gehören.
Keine Bedenken aus Brüssel
Die Entscheidung der EU-Kommission fiel am 10. November 2025. Sie sieht keine wettbewerbsrechtlichen Probleme in der geplanten Übernahme und hat daher kein vertieftes Prüfungsverfahren nach der sogenannten Drittstaatssubventionsverordnung eingeleitet. Diese Verordnung soll verhindern, dass Unternehmen aus Nicht-EU-Staaten – wie Bajaj aus Indien – durch staatliche Unterstützung Vorteile gegenüber europäischen Konkurrenten erhalten.
Damit ist der Weg frei: Seit heute, dem 11. November 2025 darf Bajaj die Übernahme offiziell vollziehen.
Strategischer Machtwechsel bei KTM
Konkret übernimmt Bajaj 50,1 Prozent der Anteile an der Pierer Bajaj AG von der Pierer Industrie AG.
Über diese Beteiligung hält die Pierer Bajaj AG wiederum 74,9 Prozent an der PIERER Mobility AG – der Muttergesellschaft von KTM.
Sobald das sogenannte Closing in den kommenden Wochen abgeschlossen ist, wird Bajaj alleiniger Eigentümer der Pierer Bajaj AG.
Für Stefan Pierer, den bisherigen Mehrheitseigentümer und Gründer des Unternehmens, bedeutet das den Verlust der formalen Kontrolle. Er dürfte zwar weiterhin eine zentrale Rolle in der operativen Führung spielen, doch strategisch liegt die Macht künftig bei Bajaj.
Eine Partnerschaft mit Geschichte
Die Zusammenarbeit zwischen Bajaj und Pierer besteht bereits seit fast zwei Jahrzehnten. Bajaj produziert in Indien kleinere KTM-Modelle wie die Duke 125 oder RC 200 und vertreibt sie weltweit. Durch die Übernahme wird diese Partnerschaft nun zu einer echten Konzernverbindung – mit Bajaj als Hauptaktionär und starkem Partner auf den internationalen Wachstumsmärkten.
Bedeutung für die europäische Motorradbranche
Mit dieser Entscheidung übernimmt erstmals ein indischer Hersteller die Kontrolle über einen der traditionsreichsten Motorradkonzerne Europas. Die PIERER Mobility AG bleibt zwar ein österreichisches Unternehmen mit Sitz in Mattighofen, doch die Kapitalmehrheit liegt künftig außerhalb der EU.
Für den europäischen Motorradmarkt ist das ein Einschnitt – aber auch eine Chance: Mit der globalen Produktions- und Vertriebskraft von Bajaj im Rücken könnte KTM seine Position in Asien und auf neuen Märkten weiter ausbauen.
Die Entscheidung der EU-Kommission markiert den offiziellen Start eines neuen Kapitels für KTM und die gesamte Pierer-Gruppe. Während Bajaj Auto nun formell das Steuer übernimmt, bleibt abzuwarten, ob und wie sich die strategische Ausrichtung des Konzerns verändern wird.
Klar ist: Der Deal verbindet europäisches Know-how mit indischer Marktmacht – ein Schritt, der das Kräfteverhältnis in der Motorradwelt dauerhaft verschieben könnte.
