Antonio Cairoli – Mit gebrochener Hand, aber ungebrochenem Willen

Antonio Cairoli, 40, beim MXoN 2025 auf dem Ironman Raceway in Crawfordsville, Indiana.
Er ist 40, neunfacher Weltmeister – und immer noch einer der härtesten Fahrer im Feld: Antonio Cairoli bewies beim Motocross of Nations 2025 eindrucksvoll, warum sein Name im Motocross-Sport Legendenstatus genießt.
Trotz eines Handbruchs fuhr der Italiener auf dem Ironman Raceway zwei beherzte Rennen und half Team Italien zu einem respektablen sechsten Gesamtrang.
Ein Ergebnis, das weit mehr ist als eine Zahl – es ist ein Symbol für Durchhaltevermögen, Leidenschaft und unerschütterliche Hingabe.
Starker Auftakt, bitterer Rückschlag
Das Wochenende begann verheißungsvoll. Schon im Qualifikationsrennen am Samstag zeigte Cairoli, dass er nichts von seinem Instinkt verloren hat. Mit präziser Linienwahl und cleverem Tempo hielt er sich in den Kämpfen mit Eli Tomac und Ken Roczen – zwei der absoluten Topstars – mühelos im Spiel.
Doch der Traumstart währte nicht lange: Gleich im ersten Wertungslauf am Sonntag wurde Cairoli in der Startphase von einem Konkurrenten unglücklich getroffen. Der Sturz sah harmlos aus – die Diagnose danach nicht. Bruch des Mittelhandknochens in der linken Hand.
Für die meisten Fahrer wäre das Rennwochenende hier zu Ende gewesen. Nicht so für Cairoli.
Schmerz statt Gegner – aber kein Aufgeben
Sichtlich angeschlagen, aber entschlossen, fuhr der Ducati-Pilot das erste Rennen zu Ende. Vom Ende des Feldes kämpfte er sich bis auf Platz 25 nach vorn – jeder Sprung, jede Bodenwelle ein Stich in die Hand. Nach einer kurzen medizinischen Pause, Taping und Schmerzmitteln stand er für den zweiten Lauf wieder am Startgatter. Die Entscheidung: mutig, vielleicht verrückt – aber typisch Antonio Cairoli.
Und er lieferte. Runde für Runde biss er sich durch, überholte, verteidigte, attackierte. Zwischenzeitlich duellierte er sich sogar mit Ken Roczen, ehe er als 13. ins Ziel kam. Damit sicherte er wertvolle Punkte – und rettete Italien in die Top 6.
„Wenn ich für Italien fahre, gebe ich alles“
Nach dem Rennen zeigte sich Cairoli erschöpft, aber zufrieden. „Ich wollte das Rennen unbedingt beenden“, sagte er. „Es war nicht leicht, die Hand hat bei jeder Bodenwelle geschmerzt. Aber wenn ich für Italien starte, gebe ich alles.“ Seine Worte fassen zusammen, was ihn seit zwei Jahrzehnten auszeichnet: Kampfgeist, Stolz und Loyalität.
Ducati-Debüt und Zeichen der Stärke
Cairoli war beim MXoN nicht nur als Fahrer unterwegs, sondern auch als Repräsentant einer Premiere: Es war Ducatis erster Auftritt beim Motocross of Nations – ein historischer Moment für den italienischen Hersteller.
Cairoli, der seit dieser Saison für das Aruba.it-Ducati Factory MX Team fährt, vertrat die Marke würdig. Trotz des Rückschlags zeigte er, dass die neue Kombination aus Erfahrung und italienischer Ingenieurskunst Potenzial hat. „Ich war überrascht, wie gut ich noch mithalten konnte“, sagte Cairoli schmunzelnd. „Mit etwas mehr Training wäre ein Top-Ten-Ergebnis auf jeden Fall drin gewesen.“
Blick nach vorn: War das wirklich das letzte Kapitel?
Nach seinem Auftritt in Crawfordsville machte Cairoli deutlich, dass er noch nicht genug hat. Der Sizilianer liebt den Wettbewerb – und die US-Strecken. „Ich mag die Atmosphäre hier, die Fans, die Leidenschaft“, erklärte er. „Solange ich Spaß habe, bleibe ich dabei.“
Ob auf Ducati, in den USA oder bei einem weiteren MXoN – der Altmeister denkt noch nicht ans Aufhören. Und wer ihn in Indiana gesehen hat, weiß: Er kann es immer noch.
Ein Champion, der Maßstäbe setzt
Antonio Cairoli hat beim MXoN 2025 einmal mehr bewiesen, dass Größe im Motocross nicht nur in Siegen gemessen wird. Sein Auftritt war kein Triumph auf dem Papier, sondern ein Sieg des Willens. Mit gebrochener Hand, aber ungebrochenem Herzen kämpfte er für sein Land, sein Team – und für den Sport, den er liebt. Cairoli bleibt, was er immer war: ein Vollblut-Racer, der nicht aufgibt, solange der Motor läuft.