AMA Supercross 2026 – Das Free Practice ist Geschichte
Die AMA Supercross Saison wirft bereits ihre Schatten voraus. / Foto: Feld Motorsports
Die erste echte Zäsur für die AMA-Supercross-Saison 2026 ist offiziell – und sie kommt nicht aus dem Fahrerlager, sondern direkt aus der Zentrale. Mike Muye, Senior Director of Operations, hat beim SMX Media Day in Kalifornien bestätigt, was zuletzt schon durch die Szene waberte: Das bisherige Trainingsformat hat ausgedient.
Free Practice? Geschichte. Zwei kurze Quali-Slots? Ebenfalls Geschichte. Stattdessen gibt es ab 2026 nur noch zweimal zwölf Minuten, und jede einzelne Runde zählt.
Und während das offizielle Statement „mehr Sicherheit“ und „bessere Strecke“ verspricht, rumort es im Fahrerlager – und noch stärker unter den Fans.
Warum dieser Schritt?
Mehr Zeit für den Track – weniger „sinnlose“ Runden. Muye machte klar: Der Kampf um die Streckenqualität hat Vorrang. Die gewonnene Zeit durch den Wegfall der freien Trainings soll nicht in Show, Timing oder Entertainment fließen, sondern direkt in den Boden.
„Wir wollen mehr Möglichkeiten schaffen, die Rhythm-Sektionen anzupassen und die Strecke im Laufe des Tages stabil zu halten“, erklärt er. Besonders die Whoops standen im Fokus – seit Jahren das technisch anspruchsvollste und gleichzeitig gefährlichste Hindernis.
Weniger Verkehr vor den Qualifyings soll verhindern, dass die Whoops bereits vor dem ersten ernsthaften Zeittraining zerfallen. Das Ziel klingt logisch: weniger Chaos, längere Haltbarkeit der Sektionen – und weniger Verletzungen.
Doch während die Verantwortlichen auf die Strecke schauen, stellen viele Fans sich eine andere Frage: „Wie sicher ist es, direkt im Quali ans Limit zu müssen – ohne vorherige Warm-Up-Runden?“
Jede Runde zählt – und das erzeugt Druck
Denn eines ist klar: Wenn die Fahrer auf die Strecke gehen, ist es sofort ernst. Kein langsames Herantasten, kein Einschießen, kein Moment, um das Motorrad abzustimmen. Ab Runde eins ist es Rennmodus.
Das verändert den Charakter des Wochenendes radikal. Wer spät in Rhythmus kommt – Pech. Wer stürzt, ruiniert sich womöglich das gesamte Tagesergebnis. Wer die Strecke erst verstehen muss, verliert wertvolle Sekunden.
Und dann gibt es da noch einen zweiten kritischen Punkt, der immer wieder genannt wird: Solange der Press Day bleibt, haben die großen Teams einen Vorteil. Mehr Track-Time, mehr Daten, mehr Sicherheit – während Privateers nun komplett kalt ins Qualifying müssen.
Kurz gesagt: 2026 wird härter. Direkt. Ohne Puffer.
Die Whoops bleiben die große Variable – und 2026 wird neu gespielt
Bislang galt die Devise: überall neun Whoops, weniger Variation, mehr Stabilität. 2026 stellt die AMA das Konzept auf den Kopf. Muye kündigt an, dass einige Strecken zehn oder sogar elf Whoops bekommen werden – je nach Design und Möglichkeiten.
Mehr Variation bedeutet: mehr technische Herausforderung, mehr Taktik, mehr Unberechenbarkeit. Genau jener schmale Grat, der Supercross seit jeher zu einem Hochrisiko-Schachspiel macht.
Was dieses neue Format wirklich bedeutet
Diese Änderungen sind keine kosmetischen Retuschen. Sie sind ein Bekenntnis: Weniger Show-Runden, mehr Fokus auf Performance. Mehr Streckenpflege, weniger Verschleiß am Limit. Aber eben auch: mehr Risiko, weil jede Trainingsminute ein Wertungszeitfenster ist.
Feld und AMA nehmen den Sicherheitsaspekt ernst – allerdings anders, als viele Fahrer es erwartet hätten. Der Sport wird schneller, aggressiver, fordernder. Die Strecken müssen mithalten, und die Entscheidungswege werden direkter.
2026 beginnt mit einer Kampfansage: an alte Gewohnheiten, an gewachsene Abläufe – und an die Komfortzone mancher Fahrer. Die neue AMA-Supercross-Saison wird anders. Härter, klarer, kompromissloser. Und genau das könnte sie zu einer der spannendsten der letzten Jahre machen.
