ADAC MX Masters versinkt im Sand und sorgt für Diskussionen
Start eines ADAC MX Masters Rennen in Fürstlich Drehna, einer von sechs Sandtracks.
Der neue ADAC MX Masters Kalender 2026 ist da – und sorgt im Fahrerlager prompt für ordentlich Gesprächsstoff. Acht Rennen, viele bekannte Orte, aber ein klares Muster: Die Serie wird zur Sandmeisterschaft.
In den vergangenen Jahren achtete der ADAC noch darauf, einen guten Mix zwischen Sand- und Hartbodenstrecken zu bieten. Doch das Gleichgewicht kippt jetzt deutlich. Mit Grevenbroich, Dreetz, Tensfeld, Vellahn und Fürstlich Drehna stehen gleich fünf deutsche Strecken mit weicherem Geläuf im Kalender, mal mehr, mal weniger tief. Dazu kommt das französische Bitche, das ebenfalls eher weichen Untergrund bietet – macht also sechs von acht Rennen im Sand.
Für die Hartboden-Fans bleiben nur noch Gaildorf und Bielstein. Von einem ausgewogenen Verhältnis kann da kaum die Rede sein. Strecken wie in Holzgerlingen fehlen im kommenden Jahr.
Vorteil für den Norden – und fürs Ausland
Vor allem Fahrer aus den Niederlanden, Belgien, Estland oder Lettland könnten 2026 jubeln. Sie sind im tiefen Geläuf zu Hause und genießen damit einen klaren Vorteil. Viele deutsche Fahrer dagegen sehen die Entwicklung kritisch.
Kevin Winkle, langjähriger Masters-Pilot, bringt es auf den Punkt: „Ich finde es schon komisch – das Verhältnis ist jetzt sechs zu zwei. Für eine deutsche Serie sollte das ausgeglichener sein. So haben die Fahrer aus dem Ausland natürlich einen Vorteil.“ Vor allem für Piloten aus Süddeutschland sei das Ganze doppelt schwierig, meint Winkle weiter: „Die Wege sind weit, die Strecken ungewohnt. Da ist die Schweizer Meisterschaft für einige inzwischen fast attraktiver – kürzere Anreise, mehr Hartboden, bessere Chancen.“
Marcel Stauffer erwägt sogar einen Wohnortwechsel: „Ich glaub ich sollt ab morgen nach Belgien ziehen“, sagte der Österreicher mit einem Lachen.
Grevenbroich-Comeback mit Fragezeichen
Der Saisonstart in Grevenbroich – nach sechs Jahren Pause – passt perfekt ins neue Bild. Die legendäre Sandgrube am Niederrhein ist bekannt für tiefe Spuren und schwere Bedingungen. Für viele Fahrer ist das der perfekte Gradmesser zum Auftakt, für andere schlicht ein Knochenjob.
Max Nagl, der in Belgien lebt und fast täglich im Sand trainiert, nimmt’s gelassen: „Ich finde das völlig in Ordnung. In der MXGP ist es ja genau umgekehrt – dort gibt’s fast nur Hartboden. Außerdem braucht der ADAC Veranstalter, die das logistisch und finanziell stemmen können. Wenn das bei Sandstrecken besser klappt, ist das völlig legitim.“
Und der erfahrene Bayer ergänzt: „Lieber ein paar Sandrennen mehr, als gar keine Rennen. Veranstalter zu finden, wird schließlich immer schwieriger.“
Zustimmung und Zweifel
Cato Nickel sieht es anders: „Ich bin kein Sandfahrer, deshalb freut mich das nicht so. Normalerweise fährt man in Deutschland eher auf hartem oder Mischboden – so viele Sandstrecken am Stück ist schon ungewöhnlich.“
Peter König hingegen freut sich über den neuen Kurs: „Für mich ist der Kalender optimal. Alle Strecken sind schön, anspruchsvoll und absolut Masters-würdig. Die Anzahl der Sandrennen ist total in Ordnung.“
Auch Noah Ludwig schlägt in eine moderatere Richtung: „Prinzipiell ist mir das eigentlich egal, ob Sand oder Hartboden. Aber so eine Meisterschaft wie das ADAC MX Masters sollte schon ungefähr Hälfte-Hälfte sein. Jetzt haben wir halt fast nur Sandrennen – außer Bielstein und Gaildorf. Schade finde ich nur, dass Holzgerlingen nicht mehr im Kalender ist.“
Auch Maximilian Spies bleibt entspannt: „Am Ende zählt, wer der beste Fahrer ist – und der kommt auf jedem Boden klar. Wichtig ist, dass wir überhaupt Rennen haben.“
Zwischen Trainingseffekt und Traditionslücke
Moritz Ernecker, einer der jungen Aufsteiger, sieht die Sache differenziert: „Ich bin eher ein Fan von Hartboden, aber insgesamt finde ich den Kalender gar nicht schlecht. Für alle, die im Sand noch Nachholbedarf haben, ist das auf jeden Fall gutes Training“, sagt der Österreicher. „Etwas schade ist, dass Holzgerlingen fehlt – und dass es für die 125er und 85er nur ein Hartbodenrennen gibt.“
Jonathan Frank, selbst passionierter Sandfahrer, freut sich dagegen: „Ich habe mich riesig gefreut, so viele Sandrennen im Kalender zu sehen. Für uns ist das ideal. Alle Strecken sind cool – ich freue mich schon jetzt auf 2026.“
Fehlt der Mut zur Mitte?
Dass das ADAC MX Masters nach der Premiere in Bitche (Frankreich) 2025 auch 2026 wieder im Ausland gastiert, zeigt: Veränderung ist möglich. Doch ausgerechnet bei den heimischen Strecken fehlt die Balance. Statt Vielfalt setzt der ADAC auf sichere, aber vorhersehbare Klassiker – organisatorisch verständlich, sportlich fragwürdig. Ein echter Masters-Champion sollte schließlich auf jedem Untergrund bestehen – nicht nur im Sand.
Einseitig, aber intensiv
Klar ist: Die Fans dürfen sich auf spektakuläre, anstrengende und intensive Rennen freuen. Sand fordert Mensch und Maschine wie kein anderer Untergrund. Doch der Preis dafür ist hoch – die sportliche Ausgewogenheit, die das ADAC MX Masters jahrelang ausgezeichnet hat, geht verloren.
Fahrer wie Winkle, Nagl, König, Spies, Ludwig oder Ernecker zeigen mit ihren unterschiedlichen Blickwinkeln, wie facettenreich die Diskussion ist: Zwischen sportlicher Fairness, wirtschaftlichen Zwängen und persönlicher Vorliebe liegt oft nur ein schmaler Grat.
Wenn die Serie im kommenden Frühjahr startet, werden Kraft, Ausdauer und Sandtechnik entscheidender sein als je zuvor. Ein spannender Sommer steht bevor – nur eben einer, in dem der Sand das letzte Wort hat.
