ADAC MX Masters: Jetzt reden die Veranstalter

Bevor das Podium einer ADAC MX Masters Veranstaltung erklommen werden kann, sind unzählige Stunden harter Arbeit vieler Helfer notwendig.

Bevor das Podium einer ADAC MX Masters Veranstaltung erklommen werden kann, sind unzählige Stunden harter Arbeit vieler Helfer notwendig.

Ein Rennwochenende der ADAC MX Masters ist für Zuschauer purer Motorsportgenuss – volle Ränge, spektakuläre Rennen, Gänsehaut-Atmosphäre. Doch was hinter den Kulissen passiert, bleibt für viele unsichtbar. Fünf der acht Veranstalter gaben uns Einblicke in die enorme organisatorische Arbeit, die nötig ist, um ein Event dieser Größenordnung zu stemmen – darunter der MSC Gaildorf, der MC Dreetz, der MSC Drabenderhöhe-Bielstein e.V., der MC Vellahn, und die Union Motocycliste Bitchoise (UMB) aus Frankreich.

Monate der Vorbereitung

Die Planung für ein ADAC MX Masters beginnt praktisch, sobald die Zielflagge fällt. In Dreetz läuft die Nachbereitung direkt nach dem Rennen. „Wir besprechen, was gut funktioniert hat und wo es Verbesserungsbedarf gibt. Erste Änderungen setzen wir oft noch im selben Jahr um“, erklärt Thomas Wichert vom MSC Dreetz.

Auch in Vellahn geht es früh los, wie Christof Tietgen vom ADAC Hansa beschreibt: „Die Planung startet etwa im Oktober des Vorjahres, sobald der Termin fix und bestätigt ist. Die heiße Phase beginnt spätestens vier Wochen vor dem Rennen – dann zeigt sich, ob alles passt und hoffentlich keine Überraschungen mehr auftauchen.“

In Gaildorf startet die Organisation ebenfalls lange im Voraus. „Nach der Veranstaltung ist vor der Veranstaltung“, sagt Martin Preinesberger. „Die ersten Planungen beginnen im Spätsommer, richtig stressig wird es rund sechs Wochen vor dem Event – dann startet der Aufbau.“

Für die Union Motocycliste Bitchoise war die Premiere 2025 ein Kraftakt. „Wir mussten alles von Grund auf neu aufbauen“, erinnert sich Anne Haven-Montemont. „Das ADAC-Regelwerk ist sehr umfangreich – wir mussten unsere Strecke anpassen, Sicherheitsvorgaben umsetzen und viele Abläufe umorganisieren. Das war Arbeit über 15 Monate.“

Infrastruktur: Strom, Sanitär, Zufahrten – und viele Rechnungen

Von der Stromversorgung über sanitäre Anlagen bis hin zu Zufahrtswegen – die Infrastruktur für ein MX Masters ist komplex und teuer.

Ronald Hallen aus Bielstein beschreibt: „Bei Strom sind wir sehr gut aufgestellt, Sanitär hingegen mieten wir nahezu komplett an. Da sucht man immer wieder den Spagat, ob irgendwo noch etwas gestrichen werden kann, ohne das die Veranstaltung darunter leidet. Jeder Euro zählt.“

Auch Vellahn kennt diesen Balanceakt: „Sanitäranlagen und Stromversorgung sind bei uns zum Teil vorhanden, müssen aber größtenteils dazugemietet werden“, erklärt Tietgen. „Zum Glück haben wir durch eine Wiese, die uns ein Landwirt zur Verfügung stellt, ausreichend Parkplätze und unkomplizierte Zufahrten.“

In Dreetz ist man dank jahrelanger Investitionen inzwischen in einer komfortableren Position. „Wir haben das Glück, eine feste Infrastruktur zu besitzen“, erklärt Thomas Wichert. „Unser Gelände ist komplett eingezäunt – nur ein Parkplatz und das zweite Paddock für die Youngsters und Junior-Cup-Fahrer liegen außerhalb. Unser Vorsitzender Marcus Ladewig sagt immer: ‚Ziel ist es, am Donnerstag vor der Veranstaltung die Strecke aufzuschließen und am Montag wieder abzuschließen.‘ Ganz so einfach ist es zwar nicht, aber wir kommen dem ziemlich nahe.“

Auch Bitche kämpft mit steigenden Kosten, versucht aber durch clevere Partnerschaften gegenzusteuern. „Wir suchen aktiv nach Sponsoren und Fördergeldern, auch bei regionalen Behörden“, sagt Haven-Montemont. „Aber die Zuschüsse sind meist gering – ohne lokale Partner wäre das nicht machbar.“

Und Gaildorf profitiert von Erfahrung: „Da wir früher Weltmeisterschaften veranstaltet haben, haben einfach die Expertiese und Erfahrung“, erklärt Preinesberger. 

Ohne Helfer läuft nichts

Egal ob Streckenposten, Catering oder Kassenpersonal – ohne Freiwillige geht im Motocross gar nichts. Doch genügend Helfer zu finden, wird immer schwieriger. „Für ein Rennwochenende brauchen wir etwa 180 Helfer plus Rettungskräfte, pro Tag“, sagt Ronald Hallen. „Zuerst sprechen wir das Personal der letzten Jahre an, dann suchen wir über Social Media und lokale Presse. Trotzdem wird es jedes Jahr schwieriger.“

In Dreetz sieht man das ähnlich. „Wir benötigen rund 250 Helfer für das Wochenende, allein 40 davon sind Streckenposten“, rechnet Thomas Wichert vor. „Alle müssen organisiert, verpflegt und koordiniert werden – das ist ein Riesenaufwand.“

In Bitche geht man strukturiert vor. „Wir planen alle Positionen im Voraus und sprechen gezielt unsere Netzwerke an – Vereinsmitglieder, Eltern, Nachbarclubs“, erklärt Haven-Montemont. „Man muss immer wieder motivieren, aber am Ende ziehen alle mit.“

„Für ein Rennwochenende brauchen wir etwa 180 Helfer plus Rettungskräfte pro Tag“, sagt Hallen. In Vellahn sieht man das ähnlich: „Das ist natürlich immer ein offener Punkt auf der Checkliste“, so Tietgen. „Bis zum Freitag vor dem Rennwochenende gibt es noch Austausch im Personalplan – aber die Unterstützung in unserer Region ist großartig.“

In Gaildorf funktioniert die Helfer-Suche dagegen fast von selbst. „Die Leute kommen einfach gerne zu uns“, sagt Preinesberger. 

Reibungsloser Ablauf auf der Strecke

Zwischen den Läufen bleibt oft kaum Zeit, die Strecke wieder herzurichten. Hier sind Erfahrung, Technik und Kommunikation entscheidend. In Bielstein ist die Strecke in drei Abschnitte unterteilt, die per Funk koordiniert werden.  Maschinen sind rum und dem Kurs verteilt, um die Anfahrten zu den einzelnen Punkten so kurz wie möglich zu halten.

In Dreetz setzt man auf klar definierte Teams. „Wir haben Verantwortliche für jeden Bereich und kommunizieren über Funk und WhatsApp“, erklärt Wichert. „So bleibt der Überblick auch in hektischen Phasen erhalten.“

Bitche geht mit schwerem Gerät an die Arbeit. „Wir haben vier bis fünf Maschinenführer und mieten zusätzliche Technik für das Event“, so Haven-Montemont. „Ein großer Bulldozer und zwei Clubfahrzeuge helfen, die Strecke in kurzer Zeit wieder perfekt zu präparieren.“

Auch Gaildorf vertraut auf Routine. „Unsere Strecken-Crew ist eingespielt – jeder weiß, was zu tun ist“, sagt Preinesberger. Vellahn verlässt sich auf Routine: „Da haben wir ein eingespieltes Team, das genau weiß, was wann zu tun ist“, so Tietgen. „Das Zusammenspiel mit Maschinen und Fahrern klappt über Jahre hinweg hervorragend.“

Zusammenarbeit mit Behörden und Einsatzkräften

Feuerwehr, Polizei, Sanitätsdienste – ohne sie läuft nichts. „Wir halten im Vorfeld ein gemeinsames Meeting mit allen Beteiligten ab, das hilft ungemein“, berichtet Preinesberger. Ronald Hallen lobt die eingespielte Zusammenarbeit in Bielstein: „Nach zehn Masters-Events läuft das Zusammenspiel mit Behörden und Einsatzkräften absolut professionell.“

Auch in Dreetz hebt man die Bedeutung der lokalen Unterstützung hervor. „Ohne die Behörden und Einsatzkräfte gäbe es keine Veranstaltung“, betont Thomas Wichert. „Die Feuerwehr Dreetz unterstützt uns seit der ersten Minute und ist immer tatkräftig dabei. Das Amt Neustadt (Dosse) und die Gemeinde Dreetz sehen, was wir hier leisten – und erkennen auch, dass solche Veranstaltungen die gesamte Region voranbringen.“

Auch Anne Haven-Montemont aus Bitche zieht eine positive Bilanz: „Die UMB genießt starke Unterstützung von der Stadt Bitche und der Communauté de Communes du Pays de Bitche, die als Partner auftreten. Die Zusammenarbeit mit Rettungsdiensten und Behörden im Allgemeinen (Gendarmerie, Feuerwehr, Katastrophenschutz) verläuft reibungslos und konstruktiv.“

„Bei uns läuft das sehr gut und unkompliziert“, sagt Tietgen über Vellahn. „Das hat sich über die Jahre eingespielt.“

Ehrenamt, Leidenschaft und Motivation

Hinter all dem steht kein Unternehmen, sondern Vereinsarbeit – getragen von Leidenschaft. „Bei uns sind alle ehrenamtlich tätig“, betont Anne Haven-Montemont. „Natürlich gibt es Stress und lange Tage, aber unser Teamgeist hält uns zusammen. Wir helfen uns gegenseitig, bleiben positiv und wissen, wofür wir das tun.“

Auch Ronald Hallen sieht darin den Schlüssel zum Erfolg: „Die Motivation entsteht, wenn man am Ende zufriedene Fahrer und Zuschauer sieht. Dann weiß man, warum man das alles macht.“ Gaildorf und Dreetz betonen ebenfalls den Gemeinschaftsaspekt.

„Die gemeinsame Motocross Begeisterung spielt hier sicher eine große Rolle“, sagt Preinesberger. „Ansonsten haben wir auch ein reges Vereinsleben, was den Zusammenhalt enorm stärkt“

„Ein gewisses Maß an Verrücktheit und die Liebe zum besten Sport der Welt bringen uns immer wieder zusammen“, sagt Tietgen. „Nur so kann man gemeinsam eine unvergessliche Veranstaltung schaffen.“

Blick in die Zukunft

So groß der Stolz, so real die Sorgen: steigende Kosten, striktere Auflagen und weniger Helfer.

„Ein wesentlicher Faktor ist die Preisgestaltung“, sagt Tietgen. „Sie betrifft alle – Promoter, Vereine, Teams, Fahrer und Zuschauer. Das Gesamtpaket muss für alle attraktiv bleiben. Ebenso wichtig ist, dass die Kommunikation auf Augenhöhe stattfindet – denn so ein Event ist keine One-Man-Show, sondern funktioniert nur gemeinsam.“

Auch Ronald Hallen aus Bielstein warnt: „Die Kosten steigen, die Auflagen werden strenger, und die Helfer werden weniger.“ In Bitche sieht man vor allem die finanzielle Belastung: „Ein ADAC-Rennen kostet schnell sechsstellige Summen“, so Haven. „Die öffentlichen Zuschüsse decken nur einen winzigen Teil.“

Preinesberger vom MSC Gaildorf fasst es in zwei Worten zusammen: „Bürokratieabbau und Digitalisierung.“ Und Thomas Wichert aus Dreetz ergänzt: „Die Serie braucht wieder starke Partner, um die Kosten für die Veranstalter zu senken.“

Fazit

Ob DreetzBielsteinVellahnGaildorf oder Bitche – sie alle stehen für den enormen Aufwand, der hinter einem ADAC MX Masters steckt: monatelange Planung, hunderte Helfer, hohe Kosten und unzählige Auflagen – getragen von Leidenschaft und Gemeinschaftssinn.

Doch die Zukunft steht auf wackeligen Beinen. Damit der Sport auf diesem Niveau weiterbestehen kann, braucht es klare Rahmenbedingungen, finanzielle Entlastung – und ein Miteinander, das hält, was Motorsport verspricht: Power, Leidenschaft und Teamgeist – auf und neben der Strecke.

Und vielleicht noch ein Gedanke zum Schluss: Bevor ihr beim nächsten Rennen über eine Veranstaltung schimpft, egal ob Masters oder Regionalrennen, denkt an die unzähligen Stunden harter Arbeit, die nötig sind, um solche Events überhaupt möglich zu machen. Sprecht den Vereinen doch eher mal ein ehrliches Dankeschön aus – sie hätten es verdient.

 

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