WSX gegen AUSX: Wenn Ego, Planung und Machtspiele den Sport blockieren
Am Wochenende werden – wie auch bei der AUSX – bei der WSX Rennen gewonnen. / Foto: AUSX
Australien erlebt an diesem Wochenende etwas, das eigentlich nie passieren dürfte: Zwei große Supercross-Events – das AUSX-Finale in Adelaide und die WSX-Runde an der Gold Coast – laufen exakt gleichzeitig. Zwei Serien, ein Land, ein Datum. Und damit eine Situation, die den Sport mehr bremst als befeuert.
Die Fans müssen sich entscheiden. Die Fahrer müssen sich entscheiden. Und die Industrie steht zwischen zwei Fronten.
Es ist das perfekte Beispiel dafür, wie schnell sich der Sport ins eigene Knie schießen kann, wenn Kommunikation und Koordination fehlen.
Zwei Rennen, ein Termin – und keiner gewinnt
Rein geografisch liegen Gold Coast und Adelaide Welten auseinander. In der Realität aber nicht. Aufmerksamkeit ist eine begrenzte Ressource – und beide Serien fischen am selben Wochenende im selben Teich.
In Adelaide wird der nationale Titel entschieden, während in Queensland Stars wie Tomac, Webb, Roczen und Deegan die große Bühne bekommen. Zwei Highlights zur selben Zeit. Zwei Serien, die eigentlich voneinander profitieren könnten, aber stattdessen gegeneinander laufen.
Das Ergebnis: Niemand gewinnt wirklich. Nicht AUSX, nicht WSX – und schon gar nicht der australische Supercross-Sport.
Wie konnte das passieren? MA sitzt zwischen allen Stühlen
Beide Events wurden von Motorcycling Australia (MA) genehmigt – und genau das wirft Fragen auf. AUSX-Promoter Adam Bailey spricht offen davon, dass eine exklusive Vereinbarung verletzt wurde. Und er sagt auch, was viele denken: Dieses Datum hätte niemals freigegeben werden dürfen.
Das Adelaide-Finale war seit Monaten gesetzt, fest verankert im Rahmenprogramm des Supercars-Grand-Finals. Nicht verschiebbar, nicht verhandelbar. Trotzdem steht nun eine WSX-Runde zur gleichen Zeit im Kalender. Ob Absicht, Versehen oder schlicht fehlendes Gespür – das Ergebnis bleibt dasselbe: Chaos.
Ein Konflikt, der tiefer geht als nur ein Datum
Der Terminstreit ist nur die Spitze des Eisbergs. Adam Bailey war einst Mitbegründer von WSX. Er war einer der Ideengeber, einer der Antreiber. Doch interne Machtspiele, Managementfehler und eine katastrophale 2023er Saison führten dazu, dass er das Projekt verließ und zu seinen Wurzeln zurückkehrte – AUSX.
Seine Kritik ist glasklar: Die WSX sei zu laut gestartet, zu teuer, zu groß gedacht, zu wenig nachhaltig. Zu viel „Wir erobern die Welt“. Zu wenig Realität.
Dass WSX außerdem mehrere Top-Stars exklusiv gebunden hat – darunter Deegan, Webb und Craig – sorgt für zusätzlichen Zündstoff. Bailey wollte die Lawrence-Brüder gegen Deegan nach Melbourne holen. Das Material dafür war sogar bereits produziert. Doch WSX blockierte. Ergebnis: ein geplatzter Traum-Showdown.
WSX im Wiederaufbau – aber die Uhr tickt
Unter CEO Tom Burwell hat WSX zwar wieder Fahrt aufgenommen, vor allem durch ihr Wildcard-Konzept und den Fokus auf internationale Stars. Der Trend zeigt nach oben. Aber viele Fragen bleiben offen. Kann WSX wirtschaftlich stabil werden? Kann das Vertrauen der Investoren langfristig gehalten werden? Und kann die Serie mit einer globalen Expansion Schritt halten, wenn schon im eigenen Land Konflikte entstehen?
Die Serie wirkt bemüht – aber Bemühung allein reicht nicht.
Der wahre Verlierer: der Sport selbst
Am Ende des Tages geht es nicht darum, wer die größere Show abliefert. Es geht darum, dass Supercross außerhalb der USA nur wachsen kann, wenn nationale und internationale Serien Hand in Hand arbeiten – und nicht gegeneinander. Zwei Events am selben Tag, im selben Land, sind mehr als nur ein unglücklicher Zufall. Sie zeigen, wie dringend es klare Absprachen, echte Kommunikation und gegenseitiges Verständnis braucht.
Denn Supercross hat enormes Potenzial. Aber nur, wenn die Player verstehen, dass Konkurrenz innerhalb derselben Woche – geschweige denn desselben Tages – nur eine Richtung kennt: nach unten.
Jetzt ist Klarheit gefragt – und Mut
AUSX hat gesprochen. WSX schweigt bisher. Doch solange nicht beide offen auf den Tisch legen, wie sie solche Konflikte künftig verhindern wollen, bleibt alles nur Flickwerk. Die Fans verdienen mehr. Die Fahrer verdienen mehr. Und der Sport verdient eine Bühne, die ihn wachsen lässt – nicht zwei, die sich gegenseitig im Weg stehen.
