Stefan Everts über das Foxhills Comeback in den MXGP Kalender

Stefan Everts sprach mit uns über die Rückkehr von Foxhill in den MXGP-Kalender

Stefan Everts sprach mit uns über die Rückkehr von Foxhill in den MXGP-Kalender. / Foto: Ray Archer

Foxhills ist zurück – und ganz ehrlich: Allein dieser Satz sorgt schon für Gänsehaut. Die legendären Hänge, der kalkige Boden, dieser ganz spezielle Vibe… 2026 steht Foxhills tatsächlich wieder im MXGP-Kalender. Für die einen ein absoluter Traum, für die anderen ein mutiger Schritt. Doch es gibt einen, den man zu diesem Comeback einfach fragen muss: Stefan Everts.

Kaum ein Fahrer verbindet so viele emotionale, historische und schlicht magische Momente mit diesem Ort. Von seinem ikonischen MXoN 1998 bis zur Ehrenrunde bei der VMXdN 2021 – Stefan und Foxhill, das ist eine Story, die tiefer geht als nur Rennstatistiken.

Grund genug, ihn ganz direkt zu fragen: Was fühlt einer der größten Fahrer aller Zeiten, wenn eine Strecke wie Foxhill auf die große Bühne zurückkehrt? Was bedeutet dieses Comeback für ihn – und für den Sport?

Stefan, du hast in Foxhills einige der prägendsten Momente deiner Karriere erlebt. Welche persönlichen Gefühle löst es in dir aus, dass Foxhills definitiv 2026 in den MXGP-Kalender zurückkehrt?

2026, Foxhill – ich denke, das ist eine wirklich gute Sache. Die Rückkehr von Foxhills in den GP-Kalender freut mich sehr.
Foxhill ist eine Strecke mit viel Geschichte, und sie ist wunderschön und natürlich, mit den steilen Abfahrten und Anstiegen. Genau das macht echten Motocross aus. Sie ist sehr technisch. Ich bin wirklich, wirklich glücklich, dass Foxhill zurück ist. Das sind großartige Neuigkeiten.“

Foxhills besitzt enormen Kultstatus, steht aber gleichzeitig wegen seiner Infrastruktur in der Kritik. Wie bewertest du die Rückkehr im Spannungsfeld zwischen Tradition und den heutigen Anforderungen einer modernen MXGP-Veranstaltung?

Ich finde, bei bestimmten Strecken – vor allem bei echten Klassikern wie Loket oder Arco – stört es mich überhaupt nicht, wenn die Infrastruktur etwas einfacher ist. Am Ende des Tages geht es um das Racing. Wir müssen versuchen, auf den Strecken das bestmögliche Racing zu bieten.

Mir ist es lieber, eine Strecke hat weniger Infrastruktur, dafür aber großartige Rennen, gute Layouts und echte Zweikämpfe mit Überholmöglichkeiten. Es gibt andere Orte, die die beste Infrastruktur bieten – und trotzdem ist das Racing dort richtig schlecht.

Heutzutage kann man vieles rund um die Strecke auch temporär aufbauen. Und Foxhills hat definitiv genug Platz, um ein gutes Paddock und alles Weitere zu schaffen, was man für einen starken Grand Prix braucht.

Der kalkhaltige Untergrund von Foxhills gilt als extrem anspruchsvoll und teils unberechenbar. Hältst du die Strecke 2026 für sicher genug, um ein WM-Rennen auf höchstem Niveau auszutragen?

Ja, der Boden in Foxhills ist etwas Besonderes. Der kalkhaltige Untergrund und die Steine darunter machen die Strecke technischer – aber genau das gehört für mich dazu. Ich bin ein Fahrer alter Schule und würde mir sogar wünschen, dass mehr solcher klassischen Strecken ins GP-Programm zurückkehren. Natürlich kann und sollte man an der Sicherheit arbeiten, das ist klar.

Aber der Untergrund an sich macht die Strecke nicht unsicher. Überall auf der Welt ist der Dirt anders. Als Fahrer ist es eine Herausforderung, sich immer wieder auf neue Bedingungen einzustellen – aber genau das zeichnet einen kompletten Champion aus. Wer es schafft, auf all diesen unterschiedlichen Böden konstant abzuliefern, egal ob Foxhill mit seinem Kalkstein-Untergrund oder andere Terrains, der ist am Ende der verdienteste Weltmeister.

Deshalb: Ja, Foxhill kann 2026 sicher genug sein – vorausgesetzt, man optimiert die Sicherheitsaspekte. Der Untergrund allein ist kein Problem, sondern eher ein entscheidender Teil der sportlichen Herausforderung.

Du hast 1998 beim Motocross of Nations in Foxhills Geschichte geschrieben. Wenn du auf dieses legendäre Wochenende zurückblickst: Was macht Foxhill für dich persönlich so besonders?

Ja, das Motocross of Nations 1998 – viele englische Fans und generell Fans auf der ganzen Welt kennen diese beiden großen Momente meiner Karriere. Einer davon ist definitiv das MXoN in Foxhills, als wir dieses massive Matschfestival hatten. Wenn ich heute darauf zurückblicke, zählt es ganz klar zu den größten Momenten meiner Laufbahn.

Natürlich steht der Sieg mit Team Belgien ganz oben. Aber auch die Art und Weise, wie ich ihn geholt habe: Alle blieben an diesem einen Hügel stecken – und ich war einer der wenigen, die überhaupt noch hochgekommen sind. Genau daran erinnern sich die meisten Leute noch heute.

Foxhills hat deshalb einen besonderen Platz in meinem Herzen. Ich hatte dort immer eine gute Verbindung, und die meisten GPs, die ich dort gefahren bin, liefen sehr gut. Aber das Nations 1998 war außergewöhnlich – extrem gut für mich und absolut unvergesslich.

2021 bist du im Rahmen der VMXdN nach Foxhills zurückgekehrt und hast dort eine emotionale Ehrenrunde gedreht. Hat dieser Moment deinen Blick auf die Bedeutung von Foxhills im Motocross verändert – und beeinflusst er, wie du die Rückkehr in den MXGP-Kalender 2026 einschätzt?

Ja, als ich 2021 bei der VMXdN die Ehrenrunde gefahren bin, habe ich all die Spurrillen gesehen – und das hat mich wirklich beeindruckt. Da durchzufahren ist für mich heute nicht mehr so einfach. Ich bin seit vielen Jahren nicht mehr aktiv gefahren, nächstes Jahr sind es 20 Jahre seit meinem Rücktritt. Ich fahre zwar immer noch ein bisschen Enduro, aber richtig auf einer Rennstrecke unterwegs zu sein, mit all den Bodenwellen und tiefen Ruts, das mache ich kaum noch.

Als ich dann diese Runde drehte, wurde mir bewusst, wie selbstverständlich ich früher durch solche Spurrillen gefahren bin – und wie ungewohnt es sich heute anfühlt. Aber genau das ist Racing. Es war ein besonderer Moment, und die Fans in Foxhills… ich glaube, die habe ich für den Rest meines Lebens. Es war großartig, sie wiederzusehen.

Dieser Moment hat mir noch einmal gezeigt, wie viel Foxhills im Motocross bedeutet. Und ja, er beeinflusst auch meinen Blick auf die Rückkehr 2026 – es fühlt sich einfach richtig an, dass dieser Ort wieder Teil des MXGP-Kalenders wird.

Glaubst du, dass die heutige MXGP-Generation auf dieser klassischen Naturstrecke ähnlich spektakuläre Rennen zeigen kann, oder passt Foxhills deiner Meinung nach weniger gut zum modernen Fahrstil?

Ja, ich denke, die Fahrer von heute können auf dieser Oldschool-Strecke definitiv guten Sport zeigen. Grundsätzlich hat sich das Racing nicht verändert – außer, dass die Motorräder schneller geworden sind und sich die Strecken weiterentwickelt haben.

Die Fahrer sind insgesamt nur deshalb so viel schneller geworden, weil das Material besser ist und die Strecken ganz anders aussehen. Mal sehen wir großartige Rennen, mal weniger gute – das hängt auch immer davon ab, was für eine Art Strecke man hat.

Also ja, ich habe keinerlei Zweifel, dass man auf dieser Strecke richtig gute Action sehen würde.

Wenn du selbst Einfluss hättest: Welche konkreten Anpassungen oder Investitionen wären deiner Meinung nach nötig, damit 2026 nicht nur emotional, sondern auch technisch vollständig MXGP-tauglich ist?

Ein Punkt, den ich ansprechen und verändern würde, ist folgender: Ich würde versuchen, ein bisschen mehr in die Richtung von Formel 1 oder MotoGP zu gehen, wo die Teams finanziell unterstützt werden – natürlich nur in dem Rahmen, wie es möglich ist. Ich denke, so etwas bräuchten wir im Motocross ebenfalls.

Wir sehen immer weniger Fahrer am Startgatter, und das ist alles andere als ideal. Motocross hatte früher viele Starter. Und wenn das langfristig weiter abnimmt, wird auch die Qualität irgendwann darunter leiden – denn ohne ausreichend Quantität bekommst du am Ende auch weniger Qualität.

Also: Wir müssen einen Weg finden, die Teams stärker zu unterstützen.

Außerdem würde ich an den Strecken arbeiten – und zwar in die Richtung, sie wieder technischer zu machen. Viele Strecken sind heutzutage zu einfach, sehr schnell und sehr breit. Ich würde versuchen, den technischen Aspekt wieder stärker in die Strecken zurückzubringen.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der meiner Meinung nach fehlt: Wir müssen versuchen, die nationalen Meisterschaften am Leben zu erhalten. Unsere besten GP-Fahrer kommen aus diesen nationalen Serien, und immer häufiger kollidieren die Renntermine miteinander.

Es sollte eine bestimmte Anzahl an Wochenenden geben, die fest für die nationalen Meisterschaften frei bleiben, damit sie ihre Rennen austragen können. Denn das ist es, was wir brauchen – dort finden wir unsere Talente und unsere zukünftigen Champions.

Mit Stefans Worten wird schnell klar: Foxhills ist weit mehr als nur ein weiterer Punkt im Rennkalender. Es ist ein Stück Motocross-Geschichte – roh, technisch, fordernd und voller Emotionen. Die Strecke steht für alles, was den Sport einst geprägt hat und auch heute noch prägen kann, wenn man ihr die Chance dazu gibt.

Ob 2026 nun der Beginn einer echten Renaissance klassischer MXGP-Rennstrecken wird, bleibt abzuwarten. Doch eines zeigt dieses Interview deutlich: Für Stefan Everts – und für viele Fans weltweit – ist die Rückkehr von Foxhills ein starkes Signal dafür, dass Tradition und moderner Rennsport sich nicht ausschließen müssen. Im Gegenteil: Sie können sich perfekt ergänzen.

Foxhills ist zurück – und die Motocross-Welt schaut ganz genau hin.