Haiden Deegan: „Ich will beweisen, dass ich es auch auf der 450 schaffe“
Haiden Deegan startet bei seinem WSX Debüt auf einer 450er. / Foto: Alpinestars
Mit gerade einmal 19 Jahren steht Haiden Deegan an einem Punkt, den viele Fahrer erst deutlich später erreichen: dem Sprung in die 450er-Klasse. Im Gespräch mit Eric Johnson sprach der amtierende AMA Supercross-Champion offen über Motivation, Kritik, Rückschläge – und den Neustart auf der großen Maschine für die kommende WSX Saison.
Zurück auf dem Bike – und zurück im Angriffsmodus
„Ich bin heute das erste Mal wieder gefahren – und es war solide“, erzählt Deegan zu Beginn des Gesprächs. „Ich hatte drei Wochen Pause, keine Rennen, kein Training. Aber es fühlt sich gut an, wieder auf dem Motorrad zu sitzen.“
Nach einer intensiven Saison und einer Schulterverletzung war Deegan körperlich und mental ausgelaugt. Jetzt ist der Akku wieder voll. „Es ist das erste Mal seit Langem, dass ich wieder etwas zu beweisen habe – auf der neuen 450. Ich bin motiviert, wieder richtig zu arbeiten.“
Neues Kapitel auf der 450er Yamaha
Deegan wird die WSX mit Monster Energy Yamaha Star Racing bestreiten – und er weiß genau, was auf ihn zukommt. „Ich will stark werden und wieder gewinnen. Ich will beweisen, dass ich es kann – so wie damals, als ich als Amateur in die 250er kam. Da haben auch viele gezweifelt.“
Mit dem Wechsel in die 450er-Klasse beginnt für den jungen Amerikaner ein neuer Abschnitt, aber auch eine Rückkehr zu seinen Wurzeln: harte Arbeit, Disziplin, Fokus. „Wenn ich ‘locked in’ bin, dann komplett“, sagt Deegan mit Nachdruck. „Kein Ablenken, keine Ausreden. Ich gehe früh schlafen, trainiere, ernähre mich gut, mache Regeneration. Wenn ich etwas will, dann gebe ich alles.“
Ein Jahr zum Lernen – und zum Wachsen
2025 war für Deegan die bisher erfolgreichste Saison seiner Profikarriere. Er gewann erstmals den AMA Supercross 250-Titel, blieb über weite Strecken konstant an der Spitze und zeigte auch im Outdoor-Bereich Stärke. Nur viermal verpasste er das Podium – eine Bilanz, die beeindruckt. „Ich habe dieses Jahr vieles besser gemacht als im letzten. Weniger Fehler, mehr Konstanz“, sagt er. „Ich habe gelernt, dass man nicht jeden Tag gewinnen kann, aber immer das Maximum geben muss. Wenn du das tust, kommt der Erfolg automatisch.“
Seine aggressive Fahrweise sorgte dabei nicht nur für Siege, sondern auch für Diskussionen – zuletzt nach seinem harten Duell an Jo Shimoda beim SMX-Finale in Las Vegas. Deegan steht zu seiner Linie: „Viele fanden das übertrieben, aber ich habe einfach alles gegeben. Ich würde nichts daran ändern. In dem Moment entscheidest du in Sekundenbruchteilen. Ich habe getan, was ich konnte.“
Vom Social-Media-Phänomen zum Profi mit Haltung
Kaum ein anderer Fahrer seiner Generation polarisiert so stark wie Haiden Deegan. Millionen Fans folgen ihm online – jede Bewegung, jedes Rennen wird kommentiert.
„Es ist verrückt. Ich poste manchmal wochenlang nichts, und trotzdem bin ich überall in den Schlagzeilen“, lacht er. „Aber das ist Teil des Spiels. Ob die Leute mich mögen oder nicht – sie schauen hin. Und das bringt Aufmerksamkeit für unseren Sport. Das ist am Ende gut für alle.“
Deegan ist sich seines Einflusses bewusst – und nutzt ihn. Er spricht offen über Druck, über Rückschläge, über die mentale Seite des Sports. „Es gibt Tage, da tut’s weh. Da verlierst du, sitzt allein im Zimmer und denkst: Warum? Aber dann musst du aufstehen und weitermachen. Ich bin so erzogen worden, nicht zu brechen.“
Next Stop: Buenos Aires
Der nächste Schritt steht bereits fest: Deegan wird bei der WSX in Buenos Aires, Argentinien, an den Start gehen – sein erstes internationales Rennen auf der 450er. „Es war schon immer mein Traum, außerhalb der USA zu fahren. Jetzt geht’s nach Argentinien und danach nach Australien – das ist riesig für mich. Ich will neue Fans gewinnen und zeigen, dass ich auch international performen kann.“
Mit seiner Mischung aus Talent, Entschlossenheit und Selbstbewusstsein bringt Haiden Deegan alles mit, um auch in der Königsklasse ein Faktor zu werden. „Egal, was die Leute sagen – ich weiß, was ich kann“, sagt er. „Und ich bin noch lange nicht am Ende.“
