Franzosen bleiben das Maß der Dinge – Deutschland kämpft
Cedric Soubeyras siegt zum dritten Mal beim Supercross Stuttgart. / Foto: ADAC Württemberg e.V.
Auch bei der 41. Ausgabe des ADAC Supercross Stuttgart setzte sich ein altbekanntes Muster fort: Die französischen Fahrer gaben in beiden Klassen den Ton an. In der SX1 und der SX2 stand am Ende jeweils ein Franzose ganz oben auf dem Podium. Damit bestätigte sich, was sich seit Jahren beobachten lässt: Frankreich bleibt im europäischen Supercross das Maß der Dinge – während die deutschen Piloten weiterhin nach Anschluss suchen.
Soubeyras triumphiert zum dritten Mal – Frankreich bleibt unantastbar
In der Königsklasse SX1 sicherte sich Cedric Soubeyras seinen bereits dritten Stuttgart-Sieg nach 2017 und 2022. Der 36-jährige Franzose, der nach einem schweren Hüftbruch im Vorjahr lange pausieren musste, meldete sich eindrucksvoll zurück und zeigte, dass mit ihm auch nach seiner Verletzung wieder zu rechnen ist.
„Vor einem Jahr wusste ich nicht, ob ich jemals wieder fahren kann. Ich habe hart dafür gearbeitet, heute hier zu stehen. Das bedeutet mir sehr viel“, sagte Soubeyras nach dem Rennen sichtlich bewegt.
Hinter dem Franzosen belegten Mitchell Oldenburg (USA) und Luke Clout (Australien) die Plätze zwei und drei. Bester Deutscher war Maximilian Spies, der an beiden Abenden das Finale erreichte und sich über einen starken Gesamtrang sieben freuen konnte.
„Ich bin selbst überrascht, wie gut es lief. Mir fehlt noch etwas die Routine, aber ich bin einfach locker geblieben und mein Rennen gefahren“, erklärte der 21-jährige Brandenburger zufrieden.
Paul Haberland und Nico Koch komplettierten das deutsche Ergebnis mit den Plätzen zwölf und vierzehn.
Französische Dreifachführung in der SX2 – deutsche Talente mit Licht und Schatten
Auch in der SX2-Klasse führte kein Weg an den Franzosen vorbei. Jules Pietre sicherte sich den Titel „Prinz von Stuttgart“, vor seinen Landsmännern Calvin Fonvieille und Liam Bruneau – ein weiteres französisches Podium ohne internationale Konkurrenz.
„Ich hatte einen guten Start und konnte meinen Speed voll ausspielen. Die Stimmung in Stuttgart ist großartig – ich bin sehr glücklich über den Sieg“, sagte Pietre.
Bester Deutscher war Noah Ludwig, der am Freitag mit Platz drei und am Samstag mit Rang sechs überzeugte und damit in der Gesamtwertung unter die Top 10 fuhr. „Ich hätte gerne nochmal ums Podium gekämpft, aber insgesamt bin ich zufrieden. Für mein erstes Supercross-Rennen war das richtig gut“, so Ludwig.
Paul Bloy aus Biberach kämpfte sich trotz der Folgen eines Sturzes vom Freitag erneut ins Finale und wurde in der Endabrechnung Achter – unterstützt von einem enthusiastischen Heimpublikum.
Frankreich dominiert – Deutschland sucht den Anschluss
Die Ergebnisse zeigen ein deutliches Bild: Frankreich bleibt im Supercross eine Klasse für sich. Präzise Fahrtechnik, Hallenerfahrung und eine starke Nachwuchsförderung sorgen seit Jahren dafür, dass französische Fahrer in fast jeder europäischen Halle das Tempo bestimmen.
In Deutschland hat man dieses Ungleichgewicht mittlerweile erkannt. Mit der 2023 eingeführten Amateur SX Serieswurde ein System geschaffen, das jungen Fahrern den Einstieg ins Supercross erleichtern soll. Hier können Nachwuchspiloten unter realistischen Rennbedingungen erste Hallenerfahrung sammeln und so den Sprung in die internationale Szene vorbereiten.
Wie es mit der Serie jedoch weitergeht, ist nach der Saison 2025 unklar. Aktuell ist offen, ob die Amateur SX Series in dieser Form fortgeführt werden kann oder eine Neuausrichtung geplant ist. Klar ist nur: Ohne eine starke nationale Nachwuchsplattform wird es für deutsche Fahrer weiterhin schwierig bleiben, den Rückstand auf die französische Konkurrenz aufzuholen.
SX Next – Nachwuchs erstmals Teil des Stuttgarter Programms
Ein Schritt in die richtige Richtung ist die neue SX Next-Klasse, die in Stuttgart erstmals Teil des offiziellen Rennprogramms war. Sie richtet sich an junge deutsche Talente zwischen 13 und 25 Jahren, die auf 125ccm-Zweitakt- oder 250ccm-Viertakt-Maschinen starten. Zugelassen sind Fahrer aus den Deutschen Motocross Meisterschaften 125 und 250 sowie die besten Piloten der Amateur SX Series.
Die SX Next soll als Talentschmiede dienen, in der junge Fahrer unter echten Wettkampfbedingungen Erfahrung sammeln und sich langfristig für höhere Klassen empfehlen können – ein wichtiger Baustein, um wieder mehr deutsche Namen in den Finalrennen zu sehen.
Blick nach Dortmund
Auch wenn einige französische Topstars wie Greg Aranda, Jordi Tixier und Maxime Desprey in Stuttgart fehlten, weil sie derzeit in der World Supercross Championship (WSX) antreten, dürfte die französische Übermacht bald wieder komplett sein. Beim Supercross Dortmund im Januar werden sie voraussichtlich wieder am Start stehen – und die deutschen Fahrer erneut vor eine große Herausforderung stellen.
