Eli Tomac & KTM: Die Honeymoon-Phase ist vorbei

Eli Tomac beim WSX Lauf in Gold Coast

Eli Tomac beim WSX Lauf in Gold Coast. / Foto: SX Global

Der dritte Stopp der WSX in Australien war heiß – aber die eigentlich brennendste Frage glühte schon beim Team-Manager-Pressetalk durch den Raum: Was passiert da eigentlich zwischen Eli Tomac und Red Bull KTM? Und wie kann ein 33-Jähriger so brutal gut funktionieren, als hätte jemand die Zeit einfach angehalten?

Ian Harrison, normalerweise der Ruhepol im Fahrerlager, wirkte nach Kanada noch tiefenentspannt. Doch in Australien zeigte sich erstmals ein anderer Ton – und selbst neutrale Beobachter merkten, dass die Stimmung im KTM-Truck plötzlich nicht mehr ganz so leicht war wie noch vor zwei Wochen.

Der Mann, der die Altersgrenze aushebelt

Im Supercross gibt’s dieses ungeschriebene Gesetz: Über 27 wird’s schwierig. Kaum jemand gewinnt dann noch konstant.
Und dann kam Eli Tomac – der Fahrer, der diese Grenze schon vor Jahren pulverisierte, als er Cooper Webb noch als „Ü30er“ ärgern konnte. Tomac gewann mit Kawasaki und 28 Jahren seinen ersten 450er Titel, zwei Jahre später erneut mit Yamaha.

Jetzt schiebt er die statistische Grenze noch weiter nach oben. Tomac macht das Undenkbare wieder denkbar.

Australien: Der erste Dämpfer – und das Ende der Honeymoon-Phase

Kanada war perfekt. Australien? Nicht mehr ganz. Das Bike fühlte sich nicht zu 100 % so an, wie Tomac es brauchte. Das Setting war nicht da, die Reaktion in einigen Sektionen passte nicht. Und auch wenn niemand bei KTM ein Drama daraus machte – man merkte, dass der WM-Alltag jetzt wirklich begonnen hat.

WSX-Kommentatorin Kristen Beat beobachtete später die Szenen im KTM-Truck – und ihre Einschätzung sagt viel über die Lage: Die Honeymoon-Phase ist vorbei.

Kein Streit. Keine Unruhe. Aber: Körperhaltung, Gesprächsdynamik, die Art, wie man miteinander sprach – all das zeigte, dass der Zauber des Debütwochenendes von Kanada nicht mehr über allem lag. Australien war der Moment, an dem die Realität zuschlug: Tomac ist schnell. KTM ist stark. Aber beide wissen jetzt, woran sie arbeiten müssen – und dass der Weg zum Titel kein Selbstläufer wird.

Warum Tomac mit 33 fährt wie mit 23

Trotz allem: Tomac bleibt Tomac. Während viele Fahrer im Südkalifornien-Stress untergehen, zieht er sich lieber zurück – nach Arizona, nach Colorado. Weniger Lärm, mehr Fokus. Dazu die DNA des Ausdauersportlers, geerbt von Vater John Tomac.

Im KTM-Truck hört man immer dasselbe: Eli ist ruhig. Eli ist professionell. Eli arbeitet so präzise, dass selbst ein Werksteam wie KTM spürbar schneller werden muss.

Neues Team, neue Abläufe – und trotzdem eine Lernkurve wie ein Cheatcode

Für 90 % der Fahrer wäre ein Markenwechsel ein halbes Jahr Chaos. Eli? Drei Tests in Arizona, rein ins Flugzeug, weiterarbeiten.

Harrison sieht’s täglich: Eli lernt in Tagen, wofür andere Wochen brauchen. Und genau deshalb ist ein mittelmäßiges Wochenende für KTM nicht unbedingt ein Rückschritt – sondern ein Datenpaket. Tomac war nicht begeistert, klar. Aber er war auch nicht frustriert. Er war analytisch. Und das macht ihn gefährlich.

Tomac ist kein Fahrer. Tomac ist ein Upgrade.

Er pusht das Team. Nicht mit großen Worten, sondern mit seiner Art zu arbeiten. Sein Energielevel ist absurd für jemanden, der längst als „Veteran“ gilt. Australien hat nur eines gezeigt: Der Zauber der ersten Wochen weicht jetzt echter Zusammenarbeit. Echter Entwicklung. Echtem Racing.

Tomac ist der Grund, warum plötzlich wieder alles möglich ist

Während andere darüber diskutieren, ob mit Anfang 30 das Ende naht, beweist Tomac das Gegenteil. Er schreibt nicht nur seine Geschichte weiter – er formt die von KTM gleich mit.

Und vielleicht war Australien genau der Moment, der noch gefehlt hat: Kein Debütglanz, keine Euphorie, sondern echtes Arbeiten. Denn wenn Eli Tomac etwas liebt, dann ist es genau das.