Cornelius Toendel im Interview: Von der MXGP in die AMA Serien

Cornelius Toendel in Bekleidung des Kawasaki Teams ISRT

Cornelius Toendel in Bekleidung des Kawasaki Teams ISRT

Cornelius Tonedel macht gerade das, wovon viele europäische Motocross-Fahrer ein Leben lang träumen. Er packt seine Sachen, lässt MXGP und die ADAC MX Masters hinter sich und startet in den USA komplett neu. Kein Sicherheitsnetz, kein Gewohnheitsmodus, kein „mal schauen“. Der Typ geht all-in.

Während andere noch überlegen, ob der Schritt über den Atlantik „vielleicht irgendwann“ Sinn macht, hat Cornelius Toendel das Ding einfach durchgezogen. Drei AMA-Outdoors als Testballon, ein starkes Statement auf der Strecke – und plötzlich steht die Tür offen zu einem Platz im International Supercross Race Team. Ein Team, das an ihn glaubt, obwohl er in den Staaten noch fast ein Nobody ist.

Das hier ist kein Abschied – das ist ein Neuanfang. Einer, der richtig krachen kann. Und genau darüber haben wir mit Cornelius gesprochen: über Mut, Motivation und warum er findet, dass man Chancen manchmal einfach packen muss, bevor sie verschwinden.

Cornelius, du bist jahrelang MXGP und die ADAC MX Masters gefahren, und nach allem, was wir gehört haben, wolltest du eigentlich erneut für das Schmicker Racing Team an den Start gehen. Warum ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt für dich, all das hinter dir zu lassen und den Schritt in die USA zu wagen?

Dieses Jahr bin ich in die USA gereist, um drei Outdoor-Rennen zu fahren, und das Ziel war, ein Team für die Saison 2026 zu finden – was mir auch gelungen ist. Ich bin mega happy über diese Chance und werde sie mit beiden Händen ergreifen. Denn so eine Möglichkeit kommt vielleicht nur ein einziges Mal im Leben.

Supercross ist technisch, eng, körperlich brutal anspruchsvoll – und komplett anders als MXGP. Was reizt dich am meisten daran, dich in einer Disziplin zu beweisen, die für dich völlig neu ist?

Am meisten begeistert mich, dass es das höchste Niveau unseres Sports ist – und genau dort wollte ich schon als Kind immer fahren. Ich glaube, jeder Fahrer auf Topniveau träumt davon, einmal in den USA die größte Meisterschaft unseres Sports zu bestreiten. Ich liebe Supercross, es ist unglaublich spannend für mich. Das gibt mir enorm viel Motivation, abzuliefern, und ich kann es kaum erwarten, endlich loszulegen.

Das International Supercross Race Team setzt viel Vertrauen in dich. Wie kam der Kontakt zustande – und was hat dich überzeugt, dass dieses Projekt deine neue sportliche Heimat werden soll?

Ich habe im Sommer, als ich in den USA Rennen gefahren bin, mit Bubba vom ISRT-Team gesprochen. Nach der Saison konnte ich das Bike testen. Beide Seiten waren super zufrieden mit dem Test, und wir haben den Vertrag für 2026 unterschrieben. Mein erster Eindruck ist, dass das Team wirklich alles gibt – 100 Prozent Einsatz. Das ist mir extrem wichtig. Ich spüre, dass sie an mich glauben, obwohl ich in den USA noch relativ unbekannt bin. Ich komme als Underdog ohne großen Druck – und das ist eine richtig angenehme Ausgangsposition.

Viele europäische Fahrer tun sich mit der Umstellung auf die USA schwer – Race Formate, Trainingskultur, Alltag, kulturelle Unterschiede oder einfach die Distanz zur Heimat. Welche Anpassungen erwartest du für dich selbst, und wie bereitest du dich mental und fahrerisch darauf vor?

Ich liebe das Rennformat in den USA – kompakter, direkter, mehr Action. Und ich liebe es, Motorrad zu fahren. In den USA können wir das ganzjährig bei Top-Bedingungen. Wir haben großartige Strecken in der Nähe des Teams und auch in Kalifornien, wo wir die ersten zwei Monate des Jahres viel Zeit verbringen werden. Veränderungen bin ich gewohnt, und ich glaube, dass ich mich schnell an neue Situationen anpassen kann. Ich war außerdem schon mehrere Male in den USA, auch für längere Zeiträume, deshalb sehe ich das alles sehr positiv.

Du gehst in deine erste AMA Supercross und deine erste AMA Pro Motocross Saison. Was ist dein persönliches Ziel für Jahr eins? Und welches Ergebnis würde dich sagen lassen: „Ja, dieser Schritt über den Atlantik hat sich definitiv gelohnt“?

Für Supercross möchte ich vor allem alle Rennen starten und beenden – einfach jede Menge Erfahrung sammeln. Zudem will ich mich jedes Mal steigern, wenn ich auf die Strecke gehe. Outdoors habe ich meine Speed bereits gezeigt, und dort will ich definitiv in und um die Top 10 kämpfen!

Am Ende bleibt das Gefühl, dass Cornelius nicht einfach nur den Kontinent wechselt – sondern eine komplette Karriere neu schreibt. Ohne große Töne, ohne Drama, ohne künstliches Marketing-Brimborium. Einfach ein Typ, der für seinen Traum brennt, die Herausforderung sucht und bereit ist, jeden einzelnen Schritt selbst zu gehen.

Er weiß genau, dass Supercross kein Kindergeburtstag ist. Er weiß, dass niemand in den USA auf ihn wartet. Und trotzdem geht er hin, weil genau dort die Messlatte hängt, an der man sich messen will, wenn man es wirklich wissen will.

Cornelius startet nicht als Superstar. Nicht als der große Name aus Europa. Er startet als Underdog – und genau darin steckt seine echte Stärke.

Wenn er sich weiter so reinhängt, wenn die Lernkurve genauso steil bleibt wie bisher, dann könnte dieser Schritt in ein paar Jahren rückblickend der Moment gewesen sein, der alles verändert hat.

Und seien wir ehrlich: Es gibt nichts Geileres, als jemanden zu sehen, der seinen Traum nicht nur hat – sondern ihn verfolgt, bis der Dreck fliegt.

Wir drücken ihm die Daumen. Wir schauen genau hin. Und wir wissen: Das hier wird spannend.